"Damit zementiert eine Schule ein frauendiskriminierendes Rollenverständnis an einem Ort, an dem Kinder und Jugendliche gerade das Gegenteil lernen und sich frei entfalten sollten. Gerade in Schulen müssen Mädchen und Jungen in einem gesunden Geschlechterbild und dem Gefühl der Gleichwertigkeit bestärkt werden. Hinter der Vorstellung, dass Mädchen ihren Körper bedecken sollen, steckt ein voraufklärerisches, patriarchalisches Verständnis von der Rolle der Frau - der weibliche Körper sei Grund des öffentlichen Anstoßes. Das setzt gerade auch noch aufgeklärte muslimische Mädchen und deren Familien unter Druck, sich angeblich so anständig zu verhalten wie diejenigen, die nur gänzlich bedeckt zum Schwimmunterricht gehen. Das ist vorauseilender Gehorsam und ein Einknicken vor fundamentalisitischen Elternhäusern, ein Einknicken auf dem Rücken der Mädchen, die schlichtweg erfahren müssen, dass es Pech und Unglück ist, nicht als Junge geboren zu sein. Dass das in unserem aufgeklärtem Land im Jahr 2018 möglich ist, in dem mit Elan über gendergerechte Sprache, Equal Pay oder Frauenquote gestritten wird, ist traurig. Die Verliererinnen sind die jungen Mädchen, die nun auch in der Schule noch domestiziert werden im Sinne einiger Männer. Das halte ich für falsch, denn eines muss unmissverständlich klar sein: Die Ehre der Familie, des Vaters oder des Bruders hängt nicht von der Sexualität und Körperlichkeit der Tochter oder Schwester ab. Wir sollten den Mädchen und jungen Frauen nicht aus falsch verstandener Toleranz in den Rücken fallen, das ist keine Toleranz, das ist vielmehr eine verhängnisvolle Ignoranz."
Julia Klöckner veröffentlichte im Mai ihr Buch "Nicht verhandelbar. Integration nur mit Frauenrechten". Das Autorenhonorar fließt an Plan international für die Projektförderung zur Unterstützung von Mädchen, z.B. "Because I am a girl".
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